Montag, 7. März 2011

Das Trollunwesen

Meine Güte was ein Arschloch! Erstaunlich wie viele Teilnehmer sich trotzdem noch bemühen, eine zivilisierte Diskussion daraus zu machen. Warum tut man sich das an? Masochismus? Training für die Aufnahmeprüfung ins buddhistische Kloster?

Dieser Kerl hat die Stirn, einen Thread anzufangen der bereits im Titel eine handfeste Provokation enthält (den Vorwurf der Lüge, ganz pauschal in die Runde gestreut), und bezichtigt dann einen auch für seine Verhältnisse ziemlich zivil antwortenden -scope- sogleich des "Bashings" und maßregelt ihn von oben herab. Da weiß man eigentlich gleich wo der Hase lang läuft, und im Beitrag #5 sieht man auch die Erwartungshaltung offen dastehen:
"Ich halte das garnicht für so schwierig, falls man von Natur aus mit ausreichend großen Hoden ausgestattet ist, um sich einer antizipierten Trollphalanx zu stellen Selbst wenn man schon zuvorkommend so einen Thread in der Voodoo-Ecke startet ist es eh zu erwarten, daß man größtenteils vollgetrollt wird."
Er wußte vorher schon was ihn erwartet ("Trollphalanx"), gibt sich die allergrößte Mühe genau diese erwartete Reaktion zu provozieren, und hält sich für ausreichend behodet um mit dieser Reaktion auch angemessen umzugehen. Was natürlich an dieser Stelle schon klar macht daß sein inhaltliches Thema bloß ein Vorwand ist. Das eigentliche Motiv ist die pyromanische Lust, und das Ziel ist es, ein paar von ihm so genannte "Schreihälse mit Pavlov-Dog-Syndrome" herauszufordern und vorzuführen.

Mit anderen Worten, sein eigenes Verhalten ist geradezu ein Musterbeispiel für das was er Anderen unterstellt: Es ist Trolling.

Wie wenig er an den scheinbar inhaltlichen Fragen die er zu Beginn stellt interessiert ist, wird im Verlauf des Threads mehr als offensichtlich. Er zeigt keinerlei Neigung, seine behaupteten Eindrücke auch nur einer rudimentär systematischen Nachprüfung zu unterziehen, erwartet aber von seinen Diskussionspartnern sachdienliche Hinweise zu ihrer Erklärung. Und fährt ihnen dann übel über's Maul wenn ihm die Antworten nicht in den Kram passen.

Der Thread scheint nach ein paar Dutzend Beiträgen im Sande zu verlaufen, was darauf hindeutet daß das Nichtfüttern des Trolls hier mal funktioniert hat. Wenn mein Blogbeitrag ihn nicht wieder hochpuscht. Es ist mir klar daß ich mit meinem Beitrag hier genau das tue was er will: Aufmerksamkeit erregen. Trotzdem muß das Problem mal angesprochen werden:

Man muß sich im Hifi-Forum anscheinend alle paar Tage mal von einem neuen Idioten einen Thread gefallen lassen, in dem er seinen Frust darüber, daß er in der sachlichen Argumentation kein Land sieht, dadurch abreagiert, daß er durch blanke Unverschämtheiten seine Diskussionsgegner zu Grobheiten herausfordert.

Man sollte solche Leute eigentlich hochkant aus dem Forum befördern, denn wenn schon beim ersten Beitrag so klar wird worauf das hinaus laufen soll, dann braucht man nicht auch noch eine Bühne dafür zu bieten. Bloß führt das mit Sicherheit zu Sekundärdiskussionen um Zensur und Moderationsverhalten, die nicht weniger hysterisch, scheinheilig und abgedreht ablaufen wie die Originaldiskussion verlaufen wäre. Wenn jemand destruktiv sein will, dann findet er einen Weg, egal wie die Regeln auch immer ausfallen mögen.

Im Hifi-Forum ist zu diesem Thema wohl schon so gut wie alles ausprobiert worden. Halten sich die Moderatoren eher zurück, dann eskaliert die Diskussion weil nicht jeder normale Teilnehmer es fertigbringt, den Troll zu ignorieren. Machen die Moderatoren aktiv mit, dann müssen sie sich Belehrungen darüber gefallen lassen wie sich ein Moderator in so einer Diskussion gefälligst zu verhalten habe, und zwar gerade von denjenigen Leuten die selber jede Freiheit zu Provokation nutzen.

Im erwähnten Thread findet man vielleicht noch die beste Methode damit umzugehen: Man versucht sachlich zu bleiben, und die Provokationen ins Leere laufen zu lassen. Das muß man erst einmal nervlich durchstehen. Aber selbst wenn man das schafft, dann erreicht man damit leider daß dem Troll der Anschein einer Ernsthaftigkeit zuteil wird, die er keineswegs verdient.

Die Gratwanderung, zu der man gezwungen wird, besteht darin daß man das destruktive Verhalten des Trolls klar benennt und sichtbar macht, ohne sich in das Spiel hineinziehen zu lassen, in dem man unweigerlich als Täter hingestellt werden wird (was ein Hauptziel des Trolls ist). Dazu braucht's ein Ausmaß an Abgebrühtheit und Distanz zu dem ich auch selber nicht immer in der Lage bin.

Bei allem Ärger gibt's aber auch eine gute Seite an dem ganzen Trollunwesen: Es zeigt daß die Subjektivisten ins Hintertreffen gekommen sind. Wer so deutlich vorführt wie blank er da steht wenn's um vernünftige Argumente geht, so daß er sich auf rein destruktive Diskussionspraktiken verlegt, der verschafft sich dadurch vielleicht eine gewisse Genugtuung wenn er wieder mal ein paar "Schreihälse mit Pavlov-Dog-Syndrome" geärgert hat, aber er hat sich damit gleichzeitig als ernstzunehmender Faktor in der Sache eliminiert.


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